Wer hätte gedacht (am allerwenigsten ich selbst), dass mir eines Abends Claus-mit-„C“ Kleber, wie immer in bestem und teuerstem Zwirn gekleidet, von seiner erhöhten Position am „heute journal“-Moderationstisch aus einen Film empfehlen würde, in dem es um moderne Nomad*innen geht?!
Normalerweise nehme ich doch Filmtipps, auf die ich etwas gebe, nahezu nur von Peter Twiehaus entgegen, auf dessen Urteilsvermögen ich mich — das zeigt die Erfahrung — meistens verlassen kann. Zumindest „tickt“ er eher so wie ich, was ich vom angeblich bestbezahlten Nachrichtenmoderator Deutschlands wenigstens mal der Öffentlich-Rechtlichen eher nicht behaupten würde.
Aber egal! Schließlich geht es hier ja nicht um Claus C. Kleber, noch nicht einmal vordergründig um Peter Twiehaus (obwohl das sicherlich mal einen Artikel wert wäre), sondern um einen Film.
Nach einem langen Arbeitstag waren mir eigentlich schon halb die Augen vorm Fernseher zugefallen, da fiel das Wort … „Nomadland“! PING! Das PendlerInnen-Alarmsystem funktionierte, und ich war mit einem Schlag wieder hellwach.
Leider darf ich aus urheberrechtlichen Gründen keine Szenenfotos zeigen, aber … vielleicht entstehen ja auch in Eurem Kopf gleich Bilder, wenn ich ein paar Reizwörter aus Wikipedia in den Fahrgastraum stelle?!
Allein der Titel des übrigens amerikanischen Spielfilms ist schon eine Steilvorlage für die Fantasie. Die Amerikaner scheinen es mit Ländern zu haben! „La-La-Land“, „Homeland“, „Disneyland“, … – jetzt also „Nomadland“, so heißt der Film wohl auch im Original. Sein Genre, lt. Wikipedia: „Filmdrama“.
Als wäre das noch nicht genug Drama, wird noch eins draufgesetzt: „semifiktionales Roadmovie“ … Wow! Die Räder im Kopf beginnen zu rollen und ein bisschen auch zu quietschen. „semi-“! Also ist die Geschichte, zumindest mal teilweise, wahr und wirklich so passiert!? Immerhin basiert der Film auf einem (gleichnamigen) Sachbuch (© 2017 von Jessica Bruder), adaptiert von der chinesischstämmigen Regisseurin Chloé Zhao, wobei der „Stamm“ hier nichts zur Sache beiträgt.
Hallo?! Dürfen wir jetzt vielleicht endlich mal den Motor anwerfen und zur Handlung kommen?! – Jaja, schon gut, nur die Ruhe! Wir sind noch lange genug unterwegs.
Also: Eine im wahrsten Sinne des Wortes „trauernde Witwe“ um die 60 – sie kommt aus dem wenig heimeligen Staat Nevada – hat nicht nur ihren Mann verloren, sondern muss auch die Schließung einer Mine in der Nähe ihrer Heimatstadt (vermutlich verpooft) verkraften.
Kurzerhand setzt sie sich in einen reparaturbedürftigen Kleinbus und startet ins Nomadenleben “on the roads“. Es ist doof, aber ich kann nichts dagegen machen: Unwillkürlich höre ich nun diesen Countrysong im Hinterkopf: “Country Roads, take me home, to the place, I belong …“ — Schön und gut, aber … was macht man als trauernde Witwe, wenn man kein Home mehr hat?! Man macht sich auf den Weg und auf die Suche, und in diesem Falle wird die Lady nach einigen im wörtlichen Sinne „Umwegen“ auch tatsächlich fündig. Sie sucht und findet etwas, was auch gern in amerikanischen (Country) Songs besungen wird: “I’ve been looking for freedom …“ – und ein wenig “independence“ ist in den USA natürlich auch nicht verkehrt.
Während ich das hier schreibe und nochmals durchlese, klingt es so, als sei das ein doofer oder zumindest klischeehafter Film. So kam der Trailer aber nicht rüber, ganz im Gegenteil! Er hat mir Lust gemacht, den Film anzusehen, und das nicht nur, weil ich als „Die Passagierin“ zum einschlägigen Interesse „verdammt“ bin.
Da ich ihn aber noch nicht gesehen *habe* und „Semi-Shutdown“-bedingt vermutlich auch erst sehen *werde*, wenn er aus den Kinos ins Fernsehen kommt, kann ich noch nicht sagen, ob er hält, was mein Gefühl mir verspricht. — Aber: Doch, ich möchte gern ins und durchs Nomadland reisen, und wenn jetzt auch noch Peter Twiehaus diesen Film im „Morgenmagazin“ empfiehlt, spätestens dann bin ich dabei!
Ihr wisst vielleicht noch?! „Kino, Kino, …?!“ Was *war* denn das bloß nochmal?!
Genau! Das waren diesen dunklen, polsterbestuhlten, abschüssigen Säle, in denen man Unmengen von Popcorn isst, entweder friert oder schwitzt, jemanden, der mindestens 1,90 m groß ist, vor sich sitzen hat und entweder in völlig überhöhter oder viel zu geringer Lautstärke beschallt wird. Dafür hat man an der Kasse viel Geld bezahlt, für das man sich auch drei DVDs hätte kaufen können. – Sobald dieser Corona-Wahnsinn vorbei oder zumindest eingedämmt ist, werde ich diesen letzten Absatz herausschneiden, versprochen!
Nomadland, USA 2020. Regie: Chloé Zhao, nach einem Sachbuch von Jessica Bruder © 2017. Hauptdarstellerin: Frances McDormand (Oscar-Nominierung 2021 als beste Hauptdarstellerin); außerdem nominiert als bester Film, beste Regie sowie für das beste Drehbuch