Das Home Office ist der natürliche Feind des Pendelns

Heute – am Welttag des Buches – dürft Ihr einer Premiere auf meinem Blog (Abteilung „Rezensionen“) beiwohnen. Einer Buchpremiere bzw. einer, die mit einem Buch zu tun hat:
Tadaaaa! Ich poste eine Rezension zu einem Buch, das noch gar nicht erschienen ist!

Dass man mehr oder weniger eloquent zu Büchern etwas sagen oder schreiben kann, die man gar nicht oder nur teilweise gelesen hat, ist für Absolvent*innen eines Deutsch-Grund- oder Leistungskurses nichts Besonderes. Man entwickelt mit den Jahren darin eine gewisse Perfektion und Routine.
Aber heute ist das anders: Es geht es um ein Buch, das erst in einigen Tagen auf den Markt kommen wird.

Also eher eine Vorankündigung als eine Rezension …

Insofern ist dies hier eher eine Vorankündigung – und eine Art Prognose bzw. das Niederschreiben meiner Erwartungshaltung. „Aktivierung von Vorwissen“, so nennt man das in der Pädagogik, und dafür werden gern mal der Buchtitel und das Cover als Denkanstoß bemüht.

Schaut genau hin! Es gibt gleich nämlich noch ein Gegenbild dazu.
Merkt Euch, was Ihr seht …

Das Buch heißt „Unten ohne“. Nun gut. Da ich schon weiß, dass es hier nicht um einen südfranzösischen Sommerroman oder –film von Éric Rohmer geht und auch nicht um einen verhuschten Softporno, funktioniert das etwas effektheischende Ablenkungsmanöver bei mir nicht.
Ich weiß nämlich schon (Stichwort: „Vorwissen“), dass es hier ums Home Office (ich werde das auch weiterhin in zwei Wörtern schreiben, komme, wer da wolle) geht.

Da auch ich – als normalerweise Berufspendlerin – nun schon länger dauerhaft im Home Office stationiert bin, rattert unwillkürlich eine ganze Assoziationskette los, die alle Betreffenden und Betroffenen sofort werden teilen können.

Assoziationsketten zum Home Office „unten und oben ohne und offen“

Ich bleibe mal beim Oberstufenwissen „Literatur“ und lasse dem Stream of Cousciousness freien und ungeordneten Lauf:

Was ist der Unterschied zwischen „Home Office und Home Work“? Oder gibt es möglicherweise kaum einen?! – Welche Haustiere meine Kolleg*innen und Geschäftspartner*innen wohl so haben? – Welche Farbe haben die Hauspantoffeln meines Chefs? Welche Unterwäschenmarke (hier ausschließlich auf die Stellen unterhalb der Gürtellinie bezogen) bevorzugt er? – Wessen Mikro ist auch beim dritten Ansetzen zum Das-Wort-Ergreifen immer noch stumm geschaltet?! – Oder umgekehrt: Wer hat vergessen, es auf stumm zu schalten, bevor er den Gang zur Toilette angetreten hat?! (Das sich jetzt bitte nicht in Bezug auf die Kamera ausmalen!) – Wo liegt mein Tagesrekord an kalt gewordenen Tassen Kaffee? – Wie viele Leute werden wohl im Laufe der nächsten Minuten *noch* durchs Bild tappen? – Wer hat heute Morgen noch alles aufs Schminken verzichtet? – Wie lässt sich eine 1x gehobene Hand wieder senken? – […] Und so weiter … und so fort.

Das ist das vorläufige Cover! Alles klar!
Die Kaffeetasse (präziser: Der Mug) ist das prägende Home-Office-Element!
Und: Ich finde, die Schlappen hätten bleiben sollen …

Habe ich was vergessen?! Bestimmt!
Dann muss ich wohl die Home-Office-Karte für Fortgeschrittene ziehen! Kein Problem:

Was, bitte, ist ein Breakroom und: Wer oder was wird hier ge- oder verbrochen?! – Wie kann ich den Computerton teilen? – Warum muss ich das Bildschirm-Teilen erst wieder stoppen, bevor ich einen anderen Bildschirm freigeben kann? – Warum sorgt der Host dafür, dass ich mich wie ein Schulkind fühle, dem man das Wort abschneidet? – Wie viele verschiedene Arten gibt es, sich bei zoom in eine „ViKo“ [Videokonferenz] einzuloggen? – Und überhaupt: Wieso schreien die alle so (außer mir)?!

Lieber @ Mark Spörrle, ich hoffe, ich stehle Ihnen hier nicht die Show durch meine semiprofessionellen Spoilerversuche und -erwartungen?! Dann würgen Sie mir den Ton ab! — Nein, glaube ich eigentlich nicht, denn die Home-Office-Erfahrenen unter Euch wären da auch ohne uns beide draufgekommen. Und genau DAS ist der Punkt!

Obwohl sich viele von uns nun schon seit Wochen mit „instabilen Verbindungen“ (auch ein schönes Thema!), karibischen Hintergrund- und eingefrorenen Standbildern digital „affiner“ Bildschirmgesprächspartner konfrontiert sehen, haben Sie, einmal mehr, den richtigen Riecher für den „Zeitgeist“ (noch ein tolles Wort als Startbahnhof für Assoziationen) gehabt … und vor allem: YOU did it! Sie haben es, wieder mal, einfach getan – und dieses Buch, von dem viele, auch ich, sagen werden, dass sie es auch hätten schreiben können, tatsächlich geschrieben.
Vielleicht ist das ja einer dieser kleinen, aber feinen Unterschiede zwischen Home Office und Home Work?!

Herr Spörrle, wir müssen reden! Von mir aus auch über zoom …

Aber eine Bitte hätte ich dann doch an Sie: Wenn Sie Ihr nächstes „Zeitgeist“-Buch planen, lassen Sie doch bitte, bitte mir gegenüber den Geist etwas früher aus der Flasche, sodass ich wenigstens noch eine kleine realistische Restchance habe, gleich-, nach- bzw. mitzuziehen – und schnell ein Buch zu einem ähnlichen Thema aufzulegen oder Sie wenigstens mit ein paar Gedankensplittern zu „versorgen“.

Für heute bleibt mir nur, vom Home Office aus, aber „oben und unten mit“, anzukündigen, dass ich sehr gern noch eine „richtige“ Rezension nachlege, sobald ich Ihr Buch in Händen halte und ganz oder kursorisch gelesen habe – versprochen! Deal?! Oder sind Sie gerade auf „Stumm“ geschaltet?!

Mark Spörrle, Unten ohne — Geschichten aus dem Homeoffice [Home Office ;-)]. Mit 11 farbigen Illustrationen von Yves Haltner. Heyne-Taschenbuch (C) 2021, 192 Seiten (erscheint am 17. Mai 2021 — dann folgt hier bald die Auflösung und die „richtige“ Rezension)