Komisch, dass ich erst jetzt – über zehn Jahre nach dem es erschienen ist – auf dieses Buch stoße. Dabei bin ich doch immer auf der Suche nach (guten) Büchern übers Unterwegs-Sein, Reisen, Pendeln, Aufbrechen und Ankommen, über Weggehen und Zurückkehren … oder eben auch nicht.
Warum bin ich also erst heute auf die Idee gekommen, beim Recherchieren nach Bücher, Texten, Hörspielen, Filmen, … mal die Kombination „Roadmovie Buch“ in die Suchmaschine einzugeben?!
Egal, ich hab’s gemacht – und stieß dabei ziemlich schnell auf diesen Roman, den ich Euch auch gleich vorstelle, damit nicht auch Ihr über zehn Jahre braucht, bis Ihr ihm auf der Straße begegnet.

Er heißt „nächsten sommer“, ja, beides kleingeschrieben. Okay, wenn das chic ist … sei’s drum … und ist von edgar rai, auch kleingeschrieben, aber: Daran liegt es nicht, dass mir der Name genau nichts sagt. Sorry, herr rai, aber so isses halt. Schon auf dem Cover wird eine große Frage gestellt, die weit über den nächsten Sommer hinausgeht: „Was ist das Leben? Kleines Drama? Großes Kino?“

Klar, die Antwort findet wir natürlich nicht, ohne das Buch gelesen zu haben. Ehrlich gesagt habe ich aber schon die Vermutung, dass es sie auch im Buch nicht geben wird, sondern dass genau DAS vielmehr die Antwort sein wird: „Weder … noch!“ Oder (was uns aber auch nur bedingt weiterhilft): „Beides!“ Macht aber nichts, denn das wussten wir ja vorher schon.

Ich nähere mich dem roman (kein Tippfehler, aber das dachten Sie sich ja jetzt schon), wie so oft, indem ich erstmal die Beschreibung lese des Verlags lesen, denn ein Rezensionsexemplar habe ich noch nicht erbeten. Aber praktischerweise gibt es auch eine Hörprobe (Audible Hörbuch-Downloads), die einen Blick ins Buch und in den darin eine wichtige Rolle spielenden VW-Bus erlaubt.
Na, dann tauchen wir doch mal ein ins kleine Drama bzw. große Kino:

Und am Ende der Straße steht ein Haus am Meer Was ist das Leben? Eine Wundertüte? Eine Losbude mit zu vielen Nieten? Kleines Drama oder großes Kino? – Ein wunderbar sehnsuchtsvolles und witziges Roadmovie, das den Sommer, die Freiheit und die Liebe atmet.
»Ein Buch, das nach Aufbruch schmeckt. Planen Sie es gleich für den Sommerurlaub ein.« (Hans Rath)
»Fraglos das lässigste Reisebuch der Saison!« (Bücher)
»Voller Sehnsucht und Versprechen, glitzernd wie ein Tag am Meer.« (Neon)
» Wunderschön geschrieben, völlig unbeschwert und doch so stark, dass der Leser selbst den salzigen Duft des Meeres riecht. « (Mittelbayerische Zeitung)
» Ein wunderbar sehnsuchtsvolles und witziges Roadmovie, das den Sommer, die Freiheit und die Liebe atmet. « (Nordbayerische Nachrichten)
» Das Buch ist durch eine Melancholie und gleichzeitig durch eine Aufbruchsstimmung bestimmt, was die perfekte Mischung für eine Lektüre darstellt, […].« (Unbekanntes Medium)

Okay, da haben sich also schon eine Menge (kluger) Leute über dieses Buch ausgelassen – und, einmal neugierig geworden, ist die Reise- und Erkundungslust geweckt. Dazu trägt auch das o.a. „Unbekannte Medium“ bei, das ich als Quellenangabe ziemlich klasse finde. Werde ich mir mal merken, wenn ich selbst mal wieder eine Quelle verkruschelt habe.
Ich stoße bei den üblichen Verdächtigen auf weitere positive Rezensionen von Leser*innen und schaue mir die Leseprobe für die Kindle-Version an. Gegen Ende werde ich fündig und finde eine Stelle, die ich gleich zum Titel dieses Beitrags mache: „Doch das Gefühl ist da: Aufbruch, Möglichkeit, Sehnsucht. I’m leaving today … If I can make it there …

Jetzt noch schnell ein Zitat to take away ins Reisegepäck packen – und dann kann es losgehen!
Denn recht hat er, der mir bis dahin unbekannte Herr Rai: „Das Gefühl ist da!“ Der VW-Bulli aufm Cover kommt auf Touren und über seine oberflächlich-klischeehafte Warnblinkfunktion hinaus und macht Vorfreude darauf, den Titelhelden bei seinem Aufbruch zu begleiten ins Land der Möglichkeit (hier ist es, so viel sei verraten, nicht die USA) – die Sehnsucht ist geweckt.
Noch ein bisschen Lebensphilosophie to go, bevor ich dem Verlag schreibe und nach einem Rezensionsexemplar frage?!

              Inzwischen ziehen Felder vorbei, der Blick weitet sich. Manche Dinge verschmelzen in der Ferne zu bunten Punkten.
              „Vielleicht“, antworte ich [auf die Frage, ob ich mich frage, was gerade mit mir los sei].
              „Ein neuer Tag, ein neues Leben – das ist mit dir los.“
              Also ist es auch bei dir angekommen, denke ich. Aufbruch, Möglichkeit, Sehnsucht.
              Marc umfasst das Lenkrad, als drohe es ihm aus der Hand gerissen zu werden: „Ahhh – ich fühl mich wie Odysseus!“
              Ich sehe ihn an: „Du glaubst, wir werden Schiffbruch erleiden?“ […]

Ob oder ob nicht, das weiß ich auch noch nicht – von wegen „großes Kino“ oder nur „kleines Drama“.
Aber ich habe Lust, es herauszufinden – und damit werde ich nicht bis nächsten Sommer warten.

Edgar Rai: Nächsten Sommer. Roman. atb (Aufbau-Taschenbuch) 2011, 236 Seiten. ISBN: 978-3746627328, 12,00 EUR