Typ 3: Die Eigentlich-bin-ich-ganz-anders-Frau

Sie möchte, eigentlich, gar keine Pendlerin sein.

Das hat sich jetzt einfach so ergeben, war gar nicht geplant. Sie hat auch nicht vor, das noch lange so zu machen. Eigentlich würde sie viel lieber dauerhaft bei Mann und Kind (eins, ungefähr im Pubertätsalter) wohnen.

Sie hat mit ihrem Arbeitgeber ein maßgeschneidertes Arbeitszeitmodell vereinbart: Drei Tage die Woche (Di., Mi., Do.) muss sie vor Ort sein, montags und freitags darf sie von zu Hause aus arbeiten. My home is my office. Oder war es umgekehrt?!

Die Kinderbetreuung an den drei Abwesenheitstagen (bzw. aus der Sicht des Arbeitgebers: „Anwesen­heits-“) hat sie mittlerweile gut im Griff, mithilfe eines Helfersystems aus Mann, Schwiegereltern, schulischer Nachmittagsbetreuung und diversen sporadischen Kidsittern.
Mittlerweile ist „Das Kind“ eigentlich auch schon so groß, dass es notfalls mal ein paar Stunden allein bleiben kann.

Im Büro beim Arbeitgeber hat die „Eigentlich ganz Andere“ lauter Fotos von ihrem Kind und ihrem Mann drapiert.
Mehr vom Kind als vom Mann. Aber das könnte Zufall sein.
Häufiger als die anderen arbeitenden Mütter ruft sie, gern auch im Beisein anderer, „Das Kind“ an. Dann flötet sie in einem Ton, den die Kolleg/innen so nicht von ihr kennen und der auch nicht zu ihrem sonstigen Gehabe passt.
Mal sehen, wie lange sich „Das Kind“ noch „Schatzi“ nennen lässt.

Die „Eigentlich-bin-ich-ganz-anders“-Frau möchte sehr gern sympathisch und patent wirken, was ihr nur bedingt gelingt. Aber das merkt sie eigentlich nicht. Und das ist ja eigentlich auch besser so.

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