Jaaaa!, es gibt einen schöneren Weg zum S-Bahnhof. Und: Nein!, ich habe heute keine Eile.
Heute ist kein Arbeitstag. Ich habe nichts weiter vor. Das Wetter ist mittelmäßig – es gibt also auch keinen Schönwetterterror. Ich könnte nachher noch wandern gehen, aber ich kann es genauso gut auch sein lassen.
Am S-Bahnhof gibt es ein kleines Bahnhofskiosk. Dort möchte ich mir eine überteuerte Hochglanz-Frauenzeitschrift kaufen und sie nachher auf dem Balkon meiner Wohnung lesen.
Eigentlich wundere ich mich jedesmal, wenn ich am Kiosk etwas kaufe, dass es überhaupt noch existiert, denn von den kleinen Beträgen, die hier über die Ladentheke gehen, kann man doch gar nicht leben. Ich glaube, dass die Betreiberin das Kiosk nur noch aus Lust und Laune unterhält. Das erklärt auch die völlig undurchschaubaren Öffnungszeiten. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob der/die/das Kiosk jetzt geöffnet hat. Die Betreiberin ist schon längst im Rentenalter. Wahrscheinlich findet sie keinen Nachfolger, kann sich aber gleichzeitig nicht überwinden, das kleine Geschäft mit Zeitschriften, Pre-Paid-Karten, Süßigkeiten, Tabak, Feuerzeugen und Getränken aufzugeben.
Aber … ich schweife ab. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich nicht zugeben möchte, dass ich den weniger attraktiven, aber dafür direkten Weg zum S-Bahnhof, der an der Hauptstraße entlang führt, nur gewählt habe um … – Ich überlege eine Weile ohne Ergebnis, ob es eigentlich „der oder das Kiosk“ heißt. Oder beides. Diese Überlegung stellt sich nur ein, weil ich aus einer Gegend komme, in der solche Einrichtungen „weder … noch“ heißen, sondern „Büdchen“ – und da ist das grammatische Geschlecht klar.
Was ich eigentlich die ganze Zeit nicht sagen wollte, ist, dass ich den direkten Weg an der Hauptstraße entlang gewählt habe, um … Nein!, das ist so nicht ganz richtig, merke ich gerade. Streng genommen gab und gibt es überhaupt keinen Grund, hier und heute zum S-Bahnhof zu gehen.
Ich habe noch zwei oder drei angelesene Bücher zu Hause liegen, sodass mir der Lesestoff nicht ausgegangen ist. Natürlich kann man eine angemessen dekadente und hochglänzende GALA oder bunte nicht mit einem richtigen Buch vergleichen. Vom Unterhaltungs- und Zerstreuungswert her gesehen. Auch nicht vom Aufrege- und Fremdschämfaktor her. Okay, ich weiß schon … ich schweife wieder ab.
Tatsache ist, dass überhaupt keine Notwendigkeit besteht, an diesem arbeitsfreien Samstag bei mittelmäßigem Wetter extra zum S-Bahnhofskiosk zu laufen, und das auch noch entlang der unattraktiven Hauptstraße. Warum ich das tue, können die meisten von Ihnen vermutlich weder ahnen – noch würden sie es verstehen, selbst wenn sie ahnen könnten.
Aber diejenigen unter Ihnen, die meinen letzten, von der Freundlichkeit eines (oder sollte ich besser sagen: „des“ … also: „dieses einen bestimmten“?!) Fremden gesäumten Hin- und Rückweg mitverfolgt haben, vermuten vielleicht schon, warum ich hier und jetzt unbedingt eine Frauenzeitschrift brauche.
… und den anderen gebe ich hiermit noch schnell die Möglichkeit, diesen Wissensrückstand aufzuholen. Damit gewinne dann wiederum ich ein wenig Zeit zum Abschweifen.
Also?! Dann bis gleich! – Man sieht sich! Hoffentlich!
Wo finde ich denn diesen Anfang der Geschichte, von dem da die Rede ist?!