… und in kleinen Büchern. Oooops!, wie klein ist das denn?!,, dachte ich erstmal, als ich das Buch über das »Leben in vollen Zügen« aus der Versandtasche zog. Irgendwie hatte ich es mir größer vorgestellt, aber … okay!, »Der Kleine TaschenFreund«, so die Bezeichnung des Verlags, hat natürlich für einen Pendler durchaus Vorteile, passt er doch problemlos in jede (Hand-)Tasche. So viel zu den äußeren Werten.

Offenbar hat der Verlag Sinn für Sprach- und Wortspiele, wie schon der Haupttitel zeigt, aber: Es geht so weiter. Untertitel: »Heitere Pendlergeschichten für Ein- und Aussteiger«, was nicht zuletzt durch das altmodische Adjektiv »heiter« so gar nicht nach Hightech, sondern wunderbar nostalgisch klingt. Und das bleibt auch so.
Die Sammlung von »Pendlergeschichten« – im Sinne von: Geschichten von und über Pendler*innen – ist abwechslungsreich
und reicht von Axel Hacke über Charles Dickens und Wladimir Kaminer bis hin zu Kurt Tucholsky, Carlo Manzoni, Joachim Ringelnatz und Mark Twain (um nur mal die bekanntesten zu nennen).
Die ausgewählten Geschichten sind ansprechend und fast ein wenig sparsam illustriert von Kai Würbs – und obendrein angenehm kurz und somit ganz nach (meinem) Pendler*innengeschmack dosiert, denn besonders als Bahnpendler/in mag man bzw. ich es gern, wenn ich meinen Lesestoff der Fahrt anpassen kann. So nach dem Motto: Diese Geschichte schaffe ich grade noch, bis ich aussteigen muss. Oder: Ach, das lese ich eben noch – und dann gehe ich mal in den Speisewagen.

Textsammlungen wie diese lese ich meist nicht von vorne nach hinten durch (das ist schon mal ein wesentlicher Unterschied zum zielgerichteten Fahren), sondern picke mir mal hier, mal da etwas heraus, bis nur noch die Geschichten übrig bleiben, die vorher nicht zum Zuge gekommen sind.
Hier war es Axel Hackes »Übergangsreisender«, in den ich als Erstes eingestiegen bin. Und er hat sein bzw. mein (Fahrt-)Ziel erreicht, denn Axel Hacke sinniert über genau die (sprachlichen) Phänomene, die mir insbesondere beim Bahnreisen auch immer wieder auffallen. Auch ich habe mich z.B. schon gefragt, warum es denn nötig ist, dass technische Wunderwerke wie ICEs menschliche »Zugbegleiter« brauchen – vielleicht haben sie ja doch eine Seele?!

Dass das »fahrende Volk« eine ganze andere, eigene Sprache hat, die man nicht immer gleich auf Anhieb versteht, zeigt aber nicht nur meine Einstiegsgeschichte, sondern auch die anderen Beiträge in diesem netten, abwechslungsreichen Bändchen fürs Handgepäck.
Wenn Sie sich beeilen, schaffen Sie noch eine Geschichte bis zum Ausstieg in Fahrtrichtung rechts, heute aufgrund einer Weichenstörung ausnahmsweise auf Gleis 3.

(Das Leben in vollen Zügen. Heitere Pendlergeschichten für Ein- und Aussteiger. Mit Illustrationen von Kai Würbs. Münster: Coppenrath 2018, EUR 5,95)

 

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