Fertigmachen zum Sitzetesten

Ich bin nun im elften Jahr ohne Auto und war 9 Jahre lang „Bahn 100“-Kunde. Nach einer Befragung der Bahn wurde ich zur Sitzprobe für eine neue Sitze-Generation der DB eingeladen.

Der erste Eindruck ist immer ein nachhaltiger. Oder anders gesagt: „Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck.“ Als ich die Tür zu dem beschriebenen Lager, an dem der Test stattfand, gefunden hatte, war ich doch etwas überrascht: Drei Prototypen IC und ICE — ohne Unterbau aufgebockt bzw. aufgestellt — mit Zugangsrampen. „Viele Mitarbeiter, die sich da tummeln“, war mein erster Gedanke. Tatsächlich hatten wir Tester*innen eine 1:1-Betreuung durch den Dienstleister und seitens der Bahn.
Der Test-ICE, dem wir zugeteilt wurden, war sehr freundlich ausgestattet: schönes Holzambiente (hell und einladend), weit weg von altmodisch-staubig oder von Gelsenkirchener Barock. Die Sitze waren sehr verschieden und mit Testnummern versehen. Mein erster spontaner Gedanke: ‚Wieder dieses langweilige Blau!‘, aber … natürlich ist diese Farbe am besten zu reinigen und sie verzeiht vermutlich viele Flecken. Sehe ich ein, aber trotzdem: Ich persönlich finde, es dürfte mal was Neues her!
Es wurde uns erklärt, wie die Bedienung der Sitze funktioniert, und wir bekamen ein Tablet mit leider fest vorgegebenen und zu wenig offenen Fragen. Vermutlich ist die Auswertung dann leichter … Fotos durften wir keine machen.

Mein Testsitz war dem im ICE 4 sehr ähnlich — und genauso ungemütlich. Einzige Verbesserung war die Kopfstütze. Sitzkomfort für lange Strecken war leider nicht gegeben …
Da ich nur 1,80 m groß bin und einen ausgewogenen BMI habe, ging für mich das Platzangebot gerade so auf. Für jüngere, große Menschen wäre es eher wie eine Holzklasse im Flugzeug gewesen. Mit meinem Sitznachbarn hatte ich unvermeidlich Körperkontakt, denn sein BMI war nicht ganz so ausgewogen, was wiederum für mich eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit bedeutete.

Diese (mündliche) Kritik äußerten dann auch andere Teilnehmer; mir schien das aber für die Bahnleute keine wirklich interessante Info, denn es gebe ja genauso viel Platz zur Seite wie vorher … Bei mir als professionellem Projektleiter wären hier ja die Alarmglocken angegangen … ‚Achtung!, hier müssen wir wohl ganz neu denken!‘ Aber okay, nicht meine Baustelle …! Steckdosen und Tischablage waren wenig innovativ, eher eine Verschlimmbesserung zu vorher. Das konnte ich nach 90 min. Sitzplatzprobe dann immerhin so auch in ein Tablet eintragen. 
Am Ende habe ich mich zwar gefreut, dabei gewesen zu sein, aber mir fehlt der Glaube, dass unsere Veränderungsanregungen dann auch zu einer Verbesserung führen werden. Nach 120 min. „Probefahrt“ war dann auch schon alles vorbei. So bin ich nun gespannt auf das, was daraus wird. An mir lag es nicht, wenn Ihr den neuen Sitz später nicht bequem findet …

Sven, der Sitzplatztester

2 Kommentare

  1. Lieber Sven,

    vielen Dank für diesen spannenden Beitrag — und „selbstlosen“ Test.

    Ich werde die neuen Sitze dann entsprechend kritisch beäugen — und testen :-).

    Stimmt!, was anderes als immer nur BLAU wäre schön gewesen. Habe letztens in einem privaten Regio orangefarbene mit wildem Muster gesehen — das „rockt“ :-).

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