A “Germanman“ in New York (1960er Jahre) – Der Pass

Heute hatte ein Umschlag mit seinem Pass im Postfach gelegen.
Er war ihm vor vier Tagen, eine halbe Stunde, nachdem er im New Yorker Hafen den Boden der Vereinigten Staaten betreten hatte, aus seinem Auto gestohlen worden.

Um den Diebstahl zu melden, war er zu der nächstgelegenen Polizeiwache gefahren.
Der offenbar große Raum, in den man ihn geführt hatte, war nur schwach beleuchtet, so dass es einige Zeit dauerte, bis er etwas erkennen konnte. Dann sah er, dass an allen Seiten des Raumes Menschen auf dem Boden lagen, fast alle dunkelhäutig.

Es roch unangenehm. In der Mitte des Raumes gab es ein Podest, auf dem ein Polizist vor einem kleinen Tisch mit einer Schreibmaschine saß. Darüber hing von der Decke eine Lampe.
Der Polizist winkte ihn zu sich und fragte ihn, als er neben ihm stand, warum er hierher gekommen sei.

Nachdem er ihm das erklärt hatte, sagte der Officer, dass er jetzt die Anzeige für den Diebstahl aufnehmen werde.
Er musste dazu eine Reihe von Fragen beantworten, unter anderem, wo er in nächster Zeit erreichbar sein werde.

Er gab die Adresse von Verwandten seiner Frau in New York an, bei denen er, eingeladen, seine ersten Tage in den USA verbringen wollte, bevor er nach Madison in Wisconsin weiterfahren würde.

Der Officer tippte alles langsam, mit einem Finger, in die Maschine.
Als er das Papier unterschrieben hatte, konnte er gehen.

Heute nun hatte der Umschlag mit dem Pass im Postfach gelegen.
Der Absender war ein Stempelabdruck der New Yorker Polizeibehörde.

Aus: „Die Suche“ (unveröffentlichtes Manuskript); mit freundlicher Genehmigung des Autors 2020

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