„Auf Sicht fahren“ — das ist einer dieser Begriffe und Arten zu reden, die wir der sog. „Corona-Krise“ verdanken.
Bis die „Corona-Krise“ ihre volle Wirkung entfaltete, kannte ich den Begriff nur im Zusammenhang mit Nebel, in dem man stochert, sodass man nur so schnell fahren kann, wie es die eigene Sicht bzw. Sichtweise zulässt … Irgendwie habe ich das immer mit Nebel auf hoher See verbunden … allenfalls mit dichtem Nebel auf Autobahnen und Landstraßen im Herbst.
Nun ist „Auf Sicht fahren“ plötzlich ein geflügeltes Wort für das Herumstochern im Nebel und in der Unsicherheit der „coronalen“ Zeiten geworden. Wir können uns nur nur tastend voranbewegen — und sobald wir merken, dass wir vom richtigen Weg abgekommen sind, müssen wir gegensteuern und/oder zurückrudern …
Wegweiser gibt es keine. Und wenn es sie gäbe, wären sie vom dichten Nebel vollständig eingehüllt. Die Sicht ist im wahrsten Sinne des Wortes „vernebelt“.
Navi?! Bringt nichts. Wir sind komplett „offroad“ — diesen Weg ist vor uns noch niemand gegangen oder gefahren. So sind wir zurückgeworfen auf unsere Instinkte und auf unseren gesunden (?) Menschenverstand.
Jaja, „Krise als Chance“ … Das ist nichts Neues. Hier wird aber gerade und wurde in der jüngsten Vergangenheit eine Chance auf Rückkehr und „Besinnung“ nach der anderen vertan.
Wir machen baldmöglichst („asap“!) weiter wie bisher … versuchen, im Gegenteil, sogar vermeintlich verlorenes Terrain wieder gutzumachen …
Der Nebel scheint sich allmählich zu lichten, doch hinter der Nebelwand wartet nicht die strahlende Sonne mit klarer Luft auf uns, sondern ein neues undurchdringliches Dickicht ohne Netz, doppelten Boden und ohne Straßenkarte oder Kompass.
So tasten wir uns langsam vor und hoffen, dass wir in keine Grube fallen und in keine natürliche oder von anderen aufgestellte Falle tappen.
So ist es …
Und kein Ende in Sicht …
Wir sitzen auf einer Nebelbank fest …