Als ich das Hörspiel „Nach Mitternacht“ von Irmgard Keun downloadete, tat ich das gar nicht unter dem Aspekt, ob es darin einen direkten Bezug zum – im weiteren Sinne – Thema dieses Blogs geben würde. Nein, Irmgard Keun kenne ich wegen ihres kurzen Romans „Das kunstseidene Mädchen“, den ich vor einigen Jahren gelesen habe und der mir gut gefallen hatte.

Aus verschiedenen Gründen höre ich mittlerweile lieber und öfter Hörbücher und –spiele, als dass ich Romane lese – wahrscheinlich eine Art „déformation professionelle“ … und man kann ja schließlich nicht den ganzen Tag und die halbe Nacht lang lesen … lesen … lesen.

Nun wird „Nach Mitternacht“ als eine „Exilgeschichte“ bezeichnet – und insofern ist natürlich ein Bezug zum Thema „Heimat suchen/finden“, aber eben auch „Heimat verlieren“ auf dem Silbertablett gegeben.

Ich finde, dass man das Hörspiel von 2017 unbedingt hören oder das Buch von 1937 auf jeden Fall lesen bzw. den Film von 1981 (mit interessanten und unerwarteten Hauptdarstellern) schon auch ansehen sollte.

Ein richtiger „Exilroman“ ist es irgendwie, finde ich, dann doch nicht, denn er endet im Prinzip da, wo das Exil erst beginnen wird.


Gern erzähle ich bei Gelegenheit noch ein bisschen mehr über das Hörspiel, und vielleicht lese ich ja doch noch das Buch …

Für heute lasse ich es bei einem Satz bewenden. Ihr findet ihn im 2. Teil des Hörspiels, ungefähr bei Minute 20:00, und gesagt wird er von einem der Protagonisten („Heini“), die sich gegen das erstarkende Nazi-Regime auflehnen. Er lautet:

„Heimat ist da, wo man gut behandelt wird.“

Irmgard Keun: Nach Mitternacht (1/2 und 2/2) | Exilgeschichte. Hörspiel — rbbKultur, So., 04.04.21 | 46 min. bzw. 05.04.21 | 50 min. Mit Lisa Wagner als Sanna; Regie/Hörspielfassung: Barbara Meerkötter; nach einem Roman von 1937 (Amsterdam: Querido)