Franka Potente, für mich seit 1998 die ewig rennende Lola, hat einen Film gemacht. Aber nicht als Schauspielerin, sondern als Regisseurin. Es ist ihr Regiedebüt, und das Drehbuch ist auch von ihr. Der Film heißt schlicht „Home“. Die Handlung ist schnell erzählt: Protagonist Marvin war 17 lange Jahre im Gefängnis und kehrt nun an seinen Heimatort in der amerikanischen Provinz zurück. Er möchte die Schuld hinter sich lassen und sucht Kontakt, tut sich aber schwer damit, denn das schwere Verbrechen, der Mord an einer alten Frau, lastet auf und belastet alle früheren und mögliche neue Beziehungen.

Das „Heimkommen“ ist aber nicht nur örtlich gemeint, sondern meint auch die Frage, ob Marvin sich selbst vergeben und somit zurück zu sich selbst finden kann — eigentlich die Voraussetzung für die (Wieder-)Aufnahme neuer und alter Kontakte.

Wie man „Home“ bezeichnet, ist in manchen Sprachen und Kulturen ähnlich. Häufig ist mit „Home“ auch irgendwie etwas Physisches — eben: „ein Haus“ — gemeint: von la casa über home („at home“) und maison („à la maison“) bis hin zum deutschen „Zuhause“, aber im Deutschen gibt es natürlich auch den eher süddeutschen Begriff „Daheim“ bzw. „Dahoam“. Da ist der übertragene Sinne schon spürbarer — das Haus als Gebäude tritt in den Hintergrund.

Zuhause und „bei sich“ angekommen ist man vermutlich, wenn man „ganz bei sich“ ist. Das kann man im Französischen schön ausdrücken mit „chez moi“ oder, wenn man das Glück hat nicht allein zu leben, „chez nous“.

Wenn man an die Rückkehr nach Hause denkt, ist das „Kind in einem“ nicht weit (weg). So geht es auch Marvin, dem auch die Wiederbegegnung mit und Annäherung an seine Mutter Bernadette (gespielt von der gern auch mal großartigen Kathy Bates) bevorsteht. Wird dies gelingen? Der Beschreibungstext in der arte-Programmzeitschrift nimmt vorweg, dass ja … Aber wir erfahren nicht, ob dies auch so bleibt.

Vielleicht hätte schlicht der Titel „Home“ genügt um Interesse an dem Film zu wecken, aber Franka Potente (kann sie nun auch Regie oder nicht?!) und die Kurzbeschreibung und natürlich auch Kathy Bates, die ich gern mal wieder spielen sehen würde — das sind Argumente genug um den Film anzuschauen. Die Erstausstrahlung auf arte habe ich soeben verpasst. Jetzt also schnell in der Mediathek gucken, denn dort bleibt der Film nur noch ein paar Wochen drin. Ich werde ihn an einem dunklen und ungemütlichen Novemberabend ansehen, bei Kerzenschein, eingekuschelt in eine warme Decke … auf der Couch sitzend oder liegend in my place called „home“ und hoffentlich in diesem Moment völlig „chez moi“.

Home. Drama (92 min.), D 2020; arte F (Erstausstrahlung am 09.11.2022 um 23:10 Uhr). Buch und Regie: Franka Potente; mit Kathy Bates, Jake McLaughlin und Aisling Franciosi.