„Gleise, die die Welt bedeuten!“ – Wie bitte?! Ist dieser Titel, mit Blick auf meinen Blog, von einer KI generiert worden?! Jedenfalls hätte ich das nicht besser prompten können.

… und dann noch dieser Untertitel: „Die schönsten Zugabenteuer nah und fern“! Dass man das auch, so in einem durchgeschrieben, im Sinne der „Blumentopferde“ und „Husarensäbel“ als „teure Zugaben“ („Zugaben-“, „-teuer“) lesen kann, merke ich erst jetzt, aber mir fällt auch keine Doppeldeutigkeit ein, die ich sinnvoll darin als Absicht erkennen könnte.

Drehen wir doch die Sache und das Buch einfach mal um und schauen uns den „Fahrplan“ an:

„Vom Reisen auf Gleisen“ heißt es da. Wäre auch ein schöner Untertitel gewesen!

Der Klappentext ist eine einzige Hommage ans Bahnfahren und verdient es deshalb, vollständig zitiert zu werden. Und weil er beginnt mit „Eine Zugfahrt ist selten die schnellste, aber oft die schönste Verbindung zwischen zwei Orten“, schließe ich mich jetzt einfach mal diesem Tempo und dieser Einstellung („Entdeckung der Langsamkeit“) an und tippe den Klappentext eigenhändig ab. Und zwar in dem Rhythmus des Rattern der Räder auf den Gleisen … Genau so geht der Text nämlich auch weiter:

„Vom Rattern der Räder und dem Rauschen des Fahrtwinds, von vorüberziehenden Landschaften und fremden Menschen, die im Abteil zu Verbündeten werden – davon berichten die Autorinnen und Autoren, die Jaroslav Rudiš in diesem Band versammelt hat.“

Oh, das mit den Mitreisenden, das kenne ich! Manchmal werden sie auch nicht zu Verbündeten, sondern zu erbitterten Feinden, die einem den letzten Nerv rauben können, sodass sogar Gedanken an einen „Mord im Orientexpress“ aufkommen … Aber das wäre jetzt schon eine ganz andere Geschichte.

Die „Klappentext-Reise“ rattert erstmal so weiter:

„Ob im Nachtzug nach Italien oder im Speisewagen an die Ränder Europas, ob im Expresszug durch Kenia, stehend entlang der Seidenstraße oder auf einer der spektakulärsten Küstenstrecken durch die USA: Ihre Geschichten erzählen vom Aufbrechen und Ankommen [aha!, genau mein Thema!] und davon, dass jede Reise uns zu einem anderen Menschen macht.“

Naja, ob mich JEDE Reise zu einem anderen Menschen macht, das wage ich dann doch zu bezweifeln. Manchmal ist es auch umgekehrt: Ich mache durch die Art, wie ich bin, m/eine Reise zu dem, was sie ist oder wird. Das klingt jetzt allerdings etwas „verstiegen“, aber zumindest ich selbst weiß, was ich damit meine.

Letztlich geht es ja vielmehr darum, ob das Buch und seine verschiedenen „Stationen“, die hier bereits benannt werden, mich abholen und ob assoziativ gleich (Schiebe-)Fenster aufgehen.

Und das ist eindeutig der Fall! Beim „Nachtzug nach Italien“ muss ich sofort an meine bisher einzige Fahrt in einem Nachtzug denken. Die ist 1.) schon lange her und ging 2.) in die entgegengesetzte Richtung, gen Norden … und kennengelernt habe ich auf dieser Reise … STOP! Das erzähle ich Ihnen dann ein andermal, wenn ein Sequel des Buches erscheint.

Der „Speisewagen an die Ränder Europas“ erinnert mich sofort an meine legendäre Interrail-Tour gleich nachm Abi. Nur dass man sich statt eines (wohl temperierten?!) Speisewagens einen überfüllten Zug im Hochsommer vorstellen muss.

„stehend entlang der Seidenstraße“ kann man vielleicht nur noch mit „im Gepäcknetz liegend im Hellas-Express“ vergleichen. Und spätestens ab der Grenze zu Griechenland gab’s kein Wasser mehr. Mit der Betonung auf „kein“, weder in den mitgebrachten Flaschen noch in den Toiletten.

Wie gerne möchte ich dieses Buch – am liebsten etappenweise und in umgekehrter Reihenfolge heute von Gleis xy – lesen!

Aber bevor ich das tue und bevor ich Jaroslav Rudiš bitte, in der nächsten Ausgabe eine Geschichte von mir mit auf den Fahrplan zu setzen, möchte ich noch erwähnen, dass es in der Mitte des Buches noch eine kleine „Fotostrecke“ als Extra-Bonus gibt. Ein Grund mehr um mich um einen Platz im nächsten AutoRreisezug zu bewerben, denn auch ich habe tausende von Bahnfotos, die ich beisteuern könnte.

Ich melde mich nochmals nach meiner Ankunft, vielleicht sogar von „unterwegs“ in diesem Buch, um die Gleise und Gedanken am Rattern zu halten …

Jaroslav Rudiš (Hg.): Gleise, die die Welt bedeuten. Die schönsten Zug-Abenteuer 😉 nah und fern. Mit 38 farbigen Abb., München: Malik Verlag/Piper Verlag 2024, 256 Seiten, ISBN 978-3-89029-596-1, EUR 18,00 [D]