»Ich weiß nicht, wohin ich gehöre …!«
Das denke ich auch manchmal, wenn ich mal wieder … oder einmal mehr … hinter verschmierten Bahn- oder Autoscheiben eine Landschaft an mir vorbeirauschen sehe.
Kennen Sie die Frage: „Und wo kommen Sie her?“ — Selten gelingt es mir, auf diese Frage *nicht* mit einer Gegenfrage zu antworten. Zum Beispiel:“Sie meinen: … Jetzt gerade?!“ Oder: „Wo ich ursprünglich herkomme?!“ Oder: „Wo ich wohne?!“
Ich weiß einfach nicht, was ich darauf antworten soll. Bzw.: … woher ich komme. Und schon gar nicht, woher ich „eigentlich“ komme.
… und wo ist er, mein „Haupt-Bahnhof“, mein Zentrum?!
Geboren und aufgewachsen bin ich in D-Stadt. Danach habe ich fast zehn Jahre in C-Stadt gewohnt. Und danach kurz auch mal in H-Burg (um nur einige zu nennen). Und danach in einer Kleinstadt bei A-Stadt. Und dazwischen in Bad B. Oder war es umgekehrt?!
Während meiner Zeit in C-Stadt, in der ich bisher, abgesehen von meiner Geburtsstadt, am längsten war, bin ich (Zuzug mal mitgerechnet) 4-mal umgezogen. Am Ende habe ich in einer Straße ohne Baum gewohnt. Wirklich — ohne einen einzigen Baum.
Naja, gut, in den Hinterhöfen und -gärten gab es vielleicht welche. Aber vorne an der Straßenseite nicht.
Aber das war nicht der Grund fürs erneute Wegziehen. „Geld oder Liebe?“, hat mich mal jemand gefragt, als es um den Grund dafür ging. Also — zurück zu den ewigen Fragen: „Wer bin ich?“ | „Wo komme ich her?“ | „Wo gehöre ich hin?“ | „Wohin wird es mich/werde ich als Nächstes ziehen?!“
Am leichtesten fällt mir da noch die Antwort auf de Frage, wer ich bin. Denn dass man sich ja immer mitnimmt, ob man will oder nicht — und egal, wohin, ist ja mittlerweile hinlänglich bekannt. Das gilt nicht nur für uns Heimatlose.
Mittlerweile habe ich mir eine Antwort zurecht gelegt, die ich auf Kommando abspulen kann, damit ich nicht jedes Mal in eine philosophische Sinnkrise stürze, nur weil mich jemand fragt, woher ich komme.
„Ursprünglich komme ich aus D-Stadt. Aber jetzt wohne ich in — …!“ Ich habe beschlossen, den zweiten Teil zukünftig wegzulassen. Denn wo ich wohne, lässt sich auch nicht in einem Satz beantworten. Unter der Woche und damit den längeren Teil wohne ich in einem Zimmer in F-Stadt. Und am Wochenende in der „eigentlichen“ Behausung in E-Stadt. Aber weil ich dort nie gewohnt habe, bevor ich das Zimmer in F-Stadt bezog, ist das auch nicht so richtig der Ort, an den ich gehöre.
… und die meisten Leute, die fragen, sind sowieso nur an einer kurzen Antwort und nicht an einer Lebensgeschichte interessiert.
„Ich wähle also Antwort A!“ und befrage das Publikum nicht.