Das musste ja irgendwann passieren! Da ich mich ja nicht nur „Die Passagierin“ nenne, sondern auch eine bin, habe und lebe ich sozusagen, so paradox es klingt, *permanent* an verschiedenen Standorten. Und jetzt waren auch noch ein Urlaub und eine Dienstreise dazwischen.
Das hat zur Folge, dass irgendwann immer etwas irgendwo anders liegt, wenn man es grade braucht. Oder zumindest liegt es da, wo man es nicht vermutet. Und es kommt einem (bzw. mir) auch öfter mal etwas abhanden, als dass dies bei anderen Leuten, die nur einen dauerhaften Aufenthaltsort haben, der Fall ist.
Dieser ganze Vorspann soll langsam dazu überleiten, dass ich es zugeben muss … Es musste ja so kommen. Und jetzt ist es soweit. Heute schreibe ich meine erste Rezension ohne das dazugehörige Buch. Das hat es nämlich erwischt! Ich habe keine Ahnung, wo es sich befindet. Liegt es in der berufsbedingten Nebenwohnung? Habe ich es am Urlaubsort liegen lassen? Oder im Hotelzimmer oder im Zug anlässlich der Dienstreise? Oder habe ich es schlicht an meinem eigentlichen Wohnort verkruscht?! Tatsächlich gäbe es noch eine weitere Möglichkeit. Es könnte auch irgendwo in meinem Büro liegen. Ja, je länger ich darüber nachdenke, desto wahrscheinlicher erscheint mir das.
Ich kann mich dunkel erinnern, dass ich es mir sogar extra bereitgelegt hatte, damit ich es bei der nächsten Heimfahrt mit in die Laptop-Tasche stecke und mitreisen lasse.
Mist! Jetzt, wo ich endlich mal wieder die Zeit zum Rezensieren habe, fehlt mir das Equipment und das wichtigste Accessoire bzw. eher noch: Necessaire! – Egal! Als Vielreisende ist man Improvisation und Arrangements gewöhnt. Ich mache jetzt einfach schon mal die Ankündigung des „hereinfahrenden Zuges“ – und die eigentliche Fahrt bzw. der Blick in die Innenkabine des Buches folgt dann an einem anderen Reisetag.
Es ist wirklich doof, dass (mir) das ausgerechnet mit diesem Buch passiert ist, denn … ich glaube, es ist von den Büchern, die ich in letzter Zeit gelesen und z.T. auch rezensiert habe, das ernsthafteste. Es heißt „Und dahinter das Meer“, ist der Debütroman von Laura Spencer-Ash und passenderweise im mareverlag erschienen.
Als dieses Buch vor kurzem in der einschlägigen Branchenpresse angekündigt und beworben wurde, war ich gleich ganz elektrisiert von der Kurzbeschreibung der Handlung, die uns zu Beginn in das London der 1940er Jahre führt. Familie Thompson beschließt nach reiflicher Überlegung und (trotzdem) schweren Herzens, die 11-jährige Tochter Beatrix angesichts der Bedrohungslage für eine ungewisse Dauer in die USA zu schicken, und zwar per Schiff. Die Passage (!) nach Boston dauert lange, und Beatrix (Bea) ist zunächst wenig begeistert von der Maßnahme. Doch dann lebt sie sich immer besser bei ihrer Gastfamilie, den Gregorys, ein, sodass die Erinnerungen an ihre Kindheit in England immer mehr an Bedeutung verlieren und von neuen Erfahrungen überlagert werden. Hinzu kommt, dass sich Bea sehr zu den Söhnen der Gregorys hingezogen fühlt, insbesondere zu William, der am Ende mehr für sie bedeutet als nur ein „Leihbruder“ auf Zeit zu sein. Doch irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, dass Bea nach England zurückkehren kann/darf und vielleicht sogar … muss. – Sie steckt zwischen den zwei Welten (fest).
Wie gerne hätte ich dieses Buch in den Ferien gelesen! Es passt einfach perfekt zum Thema und zum großen Anliegen meines Blogs … und die englische Sprache liegt mir sehr nah, was die Sehn- und Lesesucht nach diesem Roman noch verstärkt. Jetzt muss ich mich gedulden und schauen, dass ich das Buch an einem mir derzeit noch „unbekannten“ Ort wiederfinde.
Halt, nein!, ich habe eine Idee! Finde ich es *nicht*, lese ich es gar nicht (zu)erst in der deutschen Übersetzung, sondern kaufe mir gleich das englischsprachige Original … und dann rezensiere und zitiere ich gleich ohne sprachliche Umwege das!
Dies hier ist also nur die erste Durchsage! Gebt mir noch ein bisschen Zeit, bis ich alle in Frage kommenden Orte nach meinem Rezensionsexemplar abgesucht habe … und dann kommt sie, die „Passage“ zu diesem von mir ungeduldig erwarteten Buch!
Laura Spencer-Ash, „Und dahinter das Meer“. Köln, mareverlag 2024, 368 Seiten, ISBN: 978-3866487024, EUR 25,00; deutschsprachige Ausgabe übersetzt von Claudia Feldmann, Absolventin des Literaturübersetzen-Studiengangs an der HHU in Düsseldorf