„Wer viel fragt, kriegt viel Antwort“, heißt es.
Und wer viel liest, hat manchmal das Gefühl eines „déjà vu“, weil einem vieles bekannt vorkommt – 1000-mal berührt, x-mal schon so oder so ähnlich gesehen oder gelesen.
So ging es mir zunächst, als ich von dem Buch „Am Zug“
hörte. Es kam mir so vor, als hätte ich den Titel schon mal gehört. Irgendwie
scheinen Bücher übers Bahnfahren besonders gern Wortspiele oder wörtliche (Bahn-)Zitate als Titel zu bemühen: „Einstieg
in Fahrtrichtung“, „In vollen Zügen“, „Störungen im Betriebsablauf“, „Zug um
Zug“, „In umgekehrter Wagenreihung“, „Nächster Halt: Endstation“, … All dies
sind Titel, die es so oder so ähnlich schon gibt – oder geben *könnte*.
Auch „Am Zug“ ist so ein Titel, der damit spielt, dass irgendjemand – und nicht
nur die Schachspieler*innen unter den Reisenden – jetzt „am Zug[e]“ sein könnte
oder den nächsten Zug machen müsste: „So, jetzt sind SIE am Zug!“
Doch als ich das Buch dann (noch unbenutzt eingeschweißt) in den Händen hielt, überraschte es mich positiv. Zunächst einmal rein oberflächlich-optisch: Es ist einfach hübsch! Es hat einen hübschen Einband, ein schönes Cover, sieht aus, als sei es noch ein gutes, altes Leinenbuch, hat einen roten Buchblockschnitt (DB-farben?!) und sogar ein ICE-silbergraues Lesebändchen.
Als ich ins Impressum schaue, muss ich fast ein bisschen lachen, denn: Dieses Buch ist aus Österreich! Ich habe nämlich erst gestern (wirklich!) zum letzten Mal gehört, dass die ÖBB-Züge viel komfortabler, sauberer und pünktlicher seien als die der DB. Parallelen und Ähnlichkeiten rein zufällig …
Der „Klappentext“ – und weil das Buch einen Einband hat, steht der tatsächlich innen auf der linken Klappe! – gefällt mir ausgesprochen gut, trifft er doch die Intention meines Blogs www.pendeln.mobi mitten ins Herz: Kein Gejammer über überfüllte, ausgefallene oder verschmutzte Züge, kein Bahnbashing, kein Geheule über ausbleibende Ansagen und Informationen. Nein. Stattdessen das:
Wer schreibt, ist auch viel unterwegs: Lesereisen und Recherchen, kleine Fluchten und große Fahrten, Spurensuche und Fernweh. Manchmal geht es auch nur darum, die Welt vorbeiziehen zu lassen und sich selbst dabei fremd zu werden.
Hach! Spätestens in diesem Moment verliebe ich mich in dieses Buch. Egal, ob unter den verschiedenen „Neuen Texten übers Bahnfahren“ (so der Untertitel) zeitgenössischer österreichischer Autor*innen mal einer dabei ist, den ich doof oder langweilig finden werde – dieses Buch möchte ich sofort anfangen zu lesen.
Und deshalb endet die Rezension an dieser Stelle.
Nur noch schnell die quadratischen Daten:
Am Zug. Neue Texte übers Bahnfahren.
Mit Texten von Alois Brandstetter, Karl-Markus Gauß, Daniel Kehlmann, Michael Köhlmeier, Kurt Palm, Erika Pluhar, Julya Rabinovich, Peter Rosei, Eva Rossmann, Gerhard Roth, Tex Rubinowitz, Susanne Scholl, Julian Schutting, Ilija Trojanow, Anna Weidenholzer. St. Pölten – Salzburg – Wien: Residenz Verlag, 2014, 14,90 €