Seit gestern, als ich anfing von „Zeichen und Wundern“ (“beyond the sea“) zu berichten, ist eine Menge Erstaunliches passiert. Kaum hatte ich den Beitrag gepostet und mein „Stammpublikum“ darauf aufmerksam gemacht, erhielt ich auch schon eine Message von einer guten Bekannten, die mir für „Verluste aller Art“ einen super Tipp gab. Sie habe das auch schon mehrfach erfolgreich ausprobiert – und schließlich habe ich ja nichts zu verlieren … denn das hatte ich ja bereits.

Und zwar konkret ein handgenähtes Brillenetui mitsamt Sonnenbrille darin und – ohne ursächlichen Zusammenhang damit – eine kleine Gartenschere.

Die Bekannte, die noch über ein paar Jahre mehr als ich an Lebenserfahrung verfügt, gab mit den Rat, es doch mal unverbindlich und ohne Gewähr mit dem Heiligen Antonius zu versuchen. Dieser könne, so die landläufige Meinung, helfen, wenn man etwas verloren hat.
Diese Überzeugung wird sogar geteilt auf der Homepage des Bistums Regensburg – na, wenn DIE das nicht wissen und nicht für Scharlatanerie halten, wer denn dann, bitte, sonst?!

https://bistum-regensburg.de/termine/details/der-heilige-antonius-von-lissabon

Also habe ich, nüchtern wie ich bin, einfach mal beschlossen, daran zu glauben. Aberglaube?! Voodoo-Zauber?! Schwarze Magie?! Kirchlicher Beistand?! Egal! Hauptsache, es funktioniert.

Glaube versetzt Berge – und offenbar auch kleine Gartenscheren. Denn: Noch am Abend des gestrigen Tages fiel mein Blick auf die Fensterbank … und da lag, neben ein paar anderen Dingen, die eigentlich ins Freie gehört hätten, die kleine Gartenschere, die mit mir den Ausflug an meinen Arbeitsort gemacht hatte … Es gibt außer mir niemanden, der sie dort hätte hinlegen können; die anderen Hausbewohner*innen oder auch Autonutzer*innen hatten zwischendurch keinen Zugriff.

,Das gibt’s doch gar nicht!‘, dachte ich beeindruckt, aber noch nicht an den Hl. Antonius oder andere längst verstorbene Kleriker denkend. Hatte ich doch die Gartenschere schon überall gesucht! Also … überall dort, wo ich sie vermutete oder wo sie sinnvollerweise hätte liegen (geblieben sein) können. Dass sie nun hier innen auf der Fensterbank lag, gehörte hingegen nicht zu den sinnvollen Fundorten.

Jetzt fiel mir dieser ominöse Heilige Antonius wieder ein. Wer, wenn nicht er, hätte das so hinkriegen können?!
Ich konnte mich beim besten Willen und intensiven Überlegen nicht daran erinnern, dass überhaupt, und wenn doch, wann, ich die Gartenschere dorthin hätte gelegt haben können. — Aber … sie war echt, und es handelte sich offensichtlich nicht um eine Fata Morgana … und auch nicht um ein biblisches Extremwetterphänomen.

Irgendwie stimmte mich das optimistisch für ein ebenso unerwartetes Wiederauftauchen des Brillenetuis mitsamt Inhalt, wobei ich für die äußere Hülle sogar die nicht besonders wertvolle Sonnenbrille (dem Voodoozauber) geopfert hätte.
Stattdessen vergaß ich erst einmal Gartenschere, Etui und Brille und auch den Hl. Antonius über Nacht und fiel am frühen Abend in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Am nächsten Morgen – also heute – kümmerte ich mich eine Weile extrinsisch motiviert um den grundlos vernachlässigten Haushalt, denn es hatte sich kurzfristig Besuch aus der Nachbarschaft angekündigt. Erstbesuch. Was bedeutete, dass es keine zweite Chance für den ersten Eindruck geben würde. Also wurde aufgeräumt, gewienert, verstaut, …, was das Zeug hielt.
Wo ich einmal dabei war, Ordnung zu schaffen und in einen produktiven Aufräum-flow geriet, packte ich auch schon gleich mal meine Sachen für die bald wieder beginnende Pendler*innen-Auswärts-Woche.

… und dabei fiel mein Blick auf eine auffällige Plastiktasche mit Henkeln aus Stoffkordel, welche ich wohl eher achtlos vor ein paar Tagen auf die Lenkstange des seit Corona-Ende ungenutzten Heimtrainers gehängt hatte, der so wenigstens noch eine Bestimmung als Herren- oder Damendiener gefunden hatte.
Ich warf einen flüchtigen, aber neugierigen Blick ins Innere der Plastiktasche – und fand darin, mehr oder weniger ordentlich gefaltet, weitere Taschen, die alle leer waren: einen Sportrucksack, eine Stofftragetasche, eine weiße Papiertüte, … und auf dem Boden der Plastiktasche … lag … DAS hier!

„Wunder gibt es immer wiiiiieder, heute oder morgen können sie gescheh’n! Wunder gibt es immer wiiiiiieder, wenn sie dir begegnen, musst du sie auch seh’n!“ – Kennt das noch jemand?! Das ist von einer Sängerin namens Katja Epstein und war vor Jahrzehnten mal ein Hit.
Aber an das eigentliche Wunder (das mir hier zwar nun gleich 2x, Gartenschere mitgerechnet, begegnet war), sprich: das Wirken des Hl. Antonius, wollte und konnte ich immer noch nicht so recht glauben, doch dass allein durch die Nennung seines Namens innerhalb von 24 Stunden BEIDE vermisste (aber nicht dauerhaft verloren geglaubte) Gegenstände wieder aufgetaucht sind, macht mich doch ein wenig nachdenklich … So nachdenklich, dass ich jetzt darüber (fast) vergessen habe, die Geschichte, die ich heute eigentlich hatte zu Ende erzählen wollen, nämlich die von “beyond that, the sea“ oder auch „Und dahinter das Meer“, wieder aufzugreifen und zu einem guten Ende zu bringen. Aber diese Geschichte läuft uns ja, anders als Gartenscheren und Sonnerbrillen-Etuis, nicht so schnell weg bzw. geht uns nicht verloren, ist sie doch zwischen zwei Buchdeckeln gut aufgehoben … Und wenn doch, dann wissen wir ja, an wen wir uns wenden müssen.